Dr. Anke Bauer: Schweregrad und Versorgung Umweltmedizinischer Krankheiten

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Die Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen erlebt zur Zeit ein erhebliches Interesse in Forschung und Politik. Zu der medizinischen Versorgung von Patienten mit chronischen umweltmedizinischen Störungsbildern liegen bisher keine Daten aus Deutschland oder anderen Ländern vor.

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Beschreibung

Dr. Anke Bauer: Schweregrad und Versorgung Umweltmedizinischer Krankheiten

Die Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen erlebt zur Zeit ein erhebliches Interesse in Forschung und Politik. Zu der medizinischen Versorgung von Patienten mit chronischen umweltmedizinischen Störungsbildern liegen bisher keine Daten aus Deutschland oder anderen Ländern vor. Jedoch sind in allen bekannten Untersuchungen Patienten mit chronischen umweltmedizinischen Störungen (PUM) im Vergleich mit Bevölkerungsstichproben gesundheitlich-funktionell deutlich beeinträchtigt: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität von PUM liegt im SF-36 (Fragebogen zum Gesundheitszustand) im Bereich von Patienten mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen bzw. Herzinsuffizienz/Herzschwäche und in einigen Bereichen sogar darunter (Eis et al. 2003). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität von PUM ist im NHP (Nottingham Health Profile) insbesondere in den Bereichen „Energie“ und „Schmerzen“ erheblich beeinträchtigt und schlechter als bei stationären Patienten der Psychosomatik oder bei Diabeteskranken (Schwarz et al. 2006). Spezifische Symptome (SL-SUM des Neurotox-Fragebogens) treten bei den PUM signifikant häufiger und schwerer auf als in der Bevölkerung oder bei psychosomatischen Patienten (Schwarz et al. 2006).

Der mittlere Leidensdruck der PUM nach dem SCL-90-R (Symptom-Check-List-90-Revised) entspricht in allen Skalen annähernd denen von lösemittelexponierten Arbeitern mit Lösemittelsyndrom vom Typ 2a, die schon vielfach beschrieben wurden (Baker et al., 1990, Karlsson et al. 2000, Eis et al. 2003). PUM mit einer komorbiden Diagnose aus dem Abschnitt „F“ des ICD-10 (z.B. Anpassungsstörungen, Depressionen, Angststörungen) sind in allen Bereichen besonders schwer betroffen (Schwarz et al. 2006).

Die hier präsentierten Ergebnisse zur Versorgungslage von PUM am Beispiel von MCS (Multiple Chemical Sensitivity) entstammen einer eigenen aktuellen online-Pilotstudie (Bauer et al. 2009) mit 25 MCS-Patienten (PMCS) einer Selbsthilfegruppe aus dem Postleitzahlbereich 2.

Ergebnisse: Im Mittel vergingen 12,8 Jahre bis zur Diagnosestellung der MCS. Vor der umweltmedizinischen Erstdiagnose gaben die Betroffenen im Durchschnitt 74,8 Arztbesuche und 2,2 Klinikaufenthalte zur Klärung ihrer Beschwerden an. Erstmalig eine umweltmedizinische Diagnose erhielten die PMCS im wesentlichen von niedergelassenen Umweltmedizinern (52%), Ärzten in einer Klinik mit Abteilung für Umweltmedizin (36%) sowie Hausärzten/ Allgemeinmedizinern (12%) Die aktuelle Betreuung wird im wesentlichen von Hausärzten/ Allgemeinmedizinern (44%) geleistet. Nur 40% bzw. 32% der PMCS sind aktuell von niedergelassenen Umweltmedizinern bzw. Ärzten in einer Klinik mit Abteilung für Umweltmedizin betreut. Es sind lange Wartezeiten auf Termine sowie weite Entfernungen, die die Betroffenen auf dem Weg zu umweltmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten zurücklegen, auffällig.

Müssen die Patienten mit sonstigen behandlungsbedürftigen Erkrankungen andere Ärzte oder Krankenhäuser aufsuchen, treffen sie auf erhebliche Barrieren. Das Verständnis des dortigen medizinischen Personals für die Intoleranzreaktionen der Betroffenen insbesondere gegenüber Medikamenten und Duftstoffen und zum Teil gegenüber Nahrungsmitteln erscheint gering. Dieses deutet auf eine erhebliche Ausbildungslücke hin. Die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung allgemein, war bei den PMCS gering und liegt auf einer Skala von 0-10 nur bei d=2,6, wobei 60% Werte zwischen 0-3 (geringe Zufriedenheit), 24% Werte zwischen 4-6 (mittlere Zufriedenheit) und 8% Werte zwischen 7-10 angaben (hohe Zufriedenheit).

Fazit: Zusammengefasst ergibt sich das Bild einer erheblichen medizinischen und umweltmedizinischen Unterversorgung der PMCS. Die Zeiten bis zur Diagnose sind so lang, dass bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose mit einer erheblichen Chronifizierung zu rechnen ist, welche den therapeutischen Erfolg negativ beeinflusst und seelische Beeinträchtigungen verursacht. Ist eine umweltmedizinische Diagnose gestellt, so kann aufgrund langer Wartezeiten auf Termine und langer Anfahrtswege kaum eine durchgängige umweltmedizinische Versorgung erfolgen, die dem Anspruch eines „Patientenmanagements“ wie es bei anderen chronischen Erkrankungen üblich ist, auch nur annähernd gerecht wird. Die Umsetzung der oft umfassenden umweltmedizinischen Therapievorschläge ist für die Betroffenen entsprechend schwierig. Falls die Betroffenen eine sonstige medizinische Behandlung in Anspruch nehmen müssen, treffen sie auf Unkenntnis und Unverständnis. Die Zufriedenheit der Betroffenen mit ihrer medizinischen Versorgung ist überwiegend und begründet gering.

Über Dr. Anke Bauer:

Nach dem Studium der Ökotrophologie hat Dr. rer.nat. Anke Bauer an dem Institut für Umwelttoxikologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel promoviert.

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachkliniken Nordfriesland betreut sie seit dem Jahr 2001 dort angesiedelte Forschungsprojekte (Publikationsliste: www.fklnf.de).

Die Fachkliniken Nordfriesland gehören zu den wenigen Einrichtungen in Deutschland, die stationäre, ambulante und rehabilitative Therapien für umweltmedizinische Patienten anbieten.

Lieferung: Video-DVD; Spieldauer: ca. 23 Min.; Format: 16:9, produziert mit 2 Kameras
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